Der erste Wertpapierkauf – ein HowTo

Ich gestehe, dass ich mich lange vor dem Schreiben dieses Artikels gedrückt habe – weil es gar nicht so einfach ist, einem Einsteiger die ersten Kontaktängste zu nehmen und zu vermitteln, wie unkompliziert ein Aktienkauf eigentlich ist – ohne aber zu versäumen, gleichzeitig auch auf die Risiken hinzuweisen.

Nach vielen Beiträgen über die finanzielle Freiheit bin ich stärker denn je davon überzeugt, dass die finanzielle Mündigkeit eine grundlegende Notwendigkeit in unserer Gesellschaft ist, um zu lernen, verantwortungsvoll mit eigenem wie mit fremdem Geld umzugehen und gleichzeitig aber auch die Minimalanforderungen für eine angemessene Altersvorsorge zu schaffen. Ohne die Basis von eigenen Investitionen – so bin ich überzeugt – ist keine Altersvorsorge mehr denkbar. Der Kauf der ersten Aktie ist dabei der erste Eckstein zum selbständigen, finanziellen Agieren ohne das Sicherheitsnetz eines bezahlten Beraters, den Filter des Bankangestellten oder des Staates.

Welcome to the Wild Wild West!

Kaum zu glauben, aber wahr: an der Börse existiert noch der Wilde Westen. Je nach Wunsch können Sie konservativ ihr Vermögen mehren, Sie können aber auch Zocken, spielend den finanziellen Ruin erreichen oder zum One-Day-Millionär werden, ohne dabei auf viele Gesetze und Restriktionen des sonst sehr schutzwilligen Staates zu treffen. Es gibt kein Sicherheitsnetz mehr – das soll keine Warnung sein, sondern ein befreiender Schrei nach Jahren des Nichtstuns und in Watte gepacktem Konsum von portionierten Finanzfertigprodukten!

Erst einmal mittels Unterschrift die Verantwortung zurückholen

Es ist einfacher, als Sie wahrscheinlich denken! Sie füllen bei der Eröffnung Ihres Depots ein paar Fragen zur finanziellen Mündigkeit aus – das dürfte nach dem Lesen des beiliegenden Pflichtkatalogs zur Einführung in die Börsenwelt schnell erledigt sein, um sich anschließend bei Ihrem Broker einloggen zu können.

Die Schritte zum Aktienkauf – bitte vorher lesen

(1) Stellen Sie sicher, dass der Geldbetrag, welchen Sie investieren wollen, auf dem Verrechnungskonto liegt. Von diesem Konto werden alle Gebühren, Kosten und der Betrag des Wertpapierkaufs abgezogen. Ebenso landen hier Dividenden und die erwirtschafteten Gewinne beim Verkauf. Vorsicht: Ist dieses Konto nicht gedeckt oder kaufen Sie mehr Aktien, als Geld vorhanden ist, fallen sehr schnell sehr hohe Dispozinsen an!

(2) Mit TAN-Generator oder Handy für die mobile TAN bewaffnet, suchen Sie über die Maske ihres Brokers nach dem Wunschwertpapier. Um Fehler zu vermeiden – und das ist wichtig – suchen Sie lieber nach der ISIN (einer international eindeutigen Wertpapieridentifikationskennzahl) oder der WKN (dem deutschen Pendant zur ISIN) und vergewissern Sie sich, dass in der Auswahl die richtigen Wertpapiere landen. Sie wollen weder “Reg. Shrs”, was der amerikanische Abklatsch ihres Unternehmens ist, noch ADRs oder Anleihen des Unternehmens.

(3) Wahrscheinlich wird Ihnen Ihre Bank, genauso wie bei mir, das selbständige Aktienkaufen nicht zutrauen. Aus gesetzlichen Gründen müssen Sie daher zustimmen, dass Sie sich bewusst sind, etwas Risikoreiches zu tun und dass es wahrscheinlich Geld kosten wird. Danach sind sie fast frei!

(4) Die Auswahl des richtigen Marktplatzes oder Handelsdienstes ist wichtig, da je nach Börsenplatz unterschiedliche Preise und Aktien vorrätig sind. Der von Ihnen ausgewählte Börsenplatz sollte möglichst mehr Aktien frei zu verkaufen haben, als sie kaufen möchten. Sonst besteht die Gefahr der automatischen Orderstückelung – was nochmal Gebühren kostet. Ich bevorzuge den außerbörslichen Handel, wenn ein hoher Handelsumsatz vorhanden ist und weiche bei besserem Preis auf XETRA aus.

(5) Bestimmen Sie anhand der angezeigten Preisspanne ihre gewünschte Aktienstückzahl. Da die Preise kurzfristig schwanken können, rechnen Sie mit einer Sicherheitsmarge. Wenn Sie bspw. für 3500 € Aktien kaufen möchten und der Preis bei 34,20 € liegt, nehmen Sie lieber 100 Stück anstatt 102.

(6a) Mit einer Session-TAN ist es möglich, dass Ihnen der Handelsplatz für mehrere Sekunden einen Festpreis für Ihre gewünschte Anzahl vorschlägt. Sie können das Angebot annehmen und zuschlagen oder ablehnen. Sollten Sie dann erst zur TAN-Eingabe aufgefordert werden, ist es möglich, dass der Preis bereits nicht mehr gültig ist. Sollte ein Sofortkauf nicht möglich sein, kaufen Sie bei Aktien mit großer Liquidität (z.B. im DAX etc.) und normalen Marktverhältnissen ruhig “billigst”. Das Risiko ist überschaubar bei einer kleinen Anzahl an Aktien. Zudem werden diese Orders noch vor Limit-Orders ausgeführt, und sie haben zu einer höheren Wahrscheinlichkeit den von ihnen gewünschten Preis.

(6b) Wenn Ihnen dies zu heikel ist, geben Sie eine Limit-Order ab, und entscheiden Sie, ab welchem Preis und bis zu welchem Preis Sie gewillt sind, die betreffenden Aktien zu kaufen. Schränken Sie den preislichen Spielraum nicht zu sehr ein: Wenn Ihre Order abläuft oder nicht ausgeführt wird, fallen evtl. Kosten an. Ich beschränke mich grundsätzlich auf eine Ordergültigkeit von einem Tag und gebe genügend Limitspielraum an, um auch in den nächsten Minuten die Aktien zu erhalten. Was man hat, hat man – dafür zahle ich auch ein paar Cent mehr für meine Aktien.

(7) Prüfen Sie in Ihrem Orderbuch, ob die Order noch besteht, also “offen” ist, oder bereits ausgeführt wurde. Bei einem modernen Direktbroker sollten Sie bereits nach wenigen Sekunden und einer Aktualisierung der Webseite Ihre neuen Wertpapiere im Depot vorfinden. Prüfen Sie auf dem Verrechnungskonto den Abgang des Kaufbetrages inklusive der Gebühren und stellen Sie sicher, dass Ihr Verrechnungskonto nicht ins Minus gerutscht ist. Ein paar Tage später werden Sie von Ihrer Bank die aufgeschlüsselten Kosten der Aktien, der Gebühren, der Provisionen etc. erhalten.

(8) Gehen Sie auf Rentablo.de und dokumentieren Sie Ihren Kauf. Dafür benötigen Sie die ISIN, die Stückzahl, den Einstandskurs des Wertpapiers und die angefallenen Gebühren. Schreiben Sie als Kommentar zum Kauf Ihre Gründe für die Kaufentscheidung und die wesentlichen Kennzahlen auf. Das ist der Beginn Ihres Investitionstagebuchs. Gehen Sie aus und stoßen Sie auf Ihre Firma an – Sie sind stolzer Besitzer eines Unternehmensanteils und das ganz ohne Beschränkung und Bevormundung.

euer Florian

Beitragsbild von Flickr-User atomische * Tom Giebel, unter Creative Commons.

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