Mit “Undercover in der Finanzindustrie” hat der Autor Malte Krüger gemeinsam mit dem Vermögensberater Alexander Schmidt ein Buch vorgelegt, das im Stile Günter Wallraffs – der passenderweise ein Vorwort beigesteuert hat – Sitten und Gebräuche dieser Branche erforscht.
Mit dem Untertitel “Wie Banken, Versicherungen und Vermögensverwalter Ihre Rente ruinieren und was Sie dagegen tun können” ist die Botschaft bereits klar formuliert: Bei der Geldanlage für die private Altersvorsorge sollte man sich zuallererst auf sich selbst verlassen. Dafür ist es unerlässlich, sich mit dem Thema gründlich auseinandersetzen, wenn auch nicht jeder den gleichen Aufwand wie Malte Krüger betreiben kann, der zwei Jahre lang in die unterschiedlichsten Bereiche der sogenannten Finanzindustrie eingetaucht ist.
Angst vor der Altersarmut als Recherche-Motiv
Der Journalist und Kommunikationsberater Krüger beschreibt sich als Durchschnittsverdiener mit einer unregelmäßigen Erwerbsbiographie. Als er mit Mitte 40 beginnt, sich mit seiner zu erwartenden Rente zu beschäftigen, kommt er zu dem bedrückenden Ergebnis, dass ihm eine Rentenlücke von ca. 250.000 Euro und damit wahrscheinlich die Altersarmut droht. Bekanntlich steht er mit diesem Problem nicht allein; Millionen Bürgerinnen und Bürger in der Bundesrepublik Deutschland sind davon betroffen.
Und ebenso wie viele andere hat Krüger ein weiteres Problem: Er verfügt nur über spärliche Finanzbildung und sieht sich deshalb außerstande, fundierte Entscheidungen zu treffen. In dieser Situation trifft er die Entscheidung, eine “gnadenlose” Recherche zu den Fragen anzustellen, wem man bei der Privatvorsorge sein Geld überhaupt anvertrauen könne, und wie man zu der bestmöglichen Altersvorsorge kommt.
Verdeckter Ermittler
Zu diesem Zweck taucht er als verdeckter Ermittler im Stil Günter Wallraffs in einige Bereiche der Finanzindustrie ein. Vom Strukturvertrieb bis zur Privatbank, von Fintechs bis zu privaten Vermögensverwaltern klappert er verschiedene Akteure ab. Dabei muss er schnell lernen, dass alle Lösungsvorschläge für seine Altersvorsorge unzureichend oder alles andere als maßgeschneidert sind.
Malte Krüger gewinnt seiner ambitionierten Tour de Force durch die Finanzbranche viele Erkenntnisse, die er im Buch in Kapiteln mit launigen Überschriften zusammengestellt hat. Er findet “Die Altersvorsorge in der Hand von Narren” und erlernt einen “Gesprächsleitfaden für Kundenbetrug”, trifft die Feststellung, dass “Kein Finanzberater … sauber bleiben” kann und muss lernen, dass “Die Bank an keiner Seite” ist.
Honorarberater als Co-Autor und dubiose Quellen
Ungefähr in der Mitte des Buchs – konkret auf Seite 142 – trifft Krüger auf den Honorarberater und künftigen Co-Autor Alexander Schmidt, von dem er sich endlich verstanden fühlt. Statt nun aber die Empfehlungen des Beraters für das spezifische Problem – das Ausfüllen der Rentenlücke von 250.000 Euro – strukturiert darzustellen, werden die verbleibenden 120 Seiten im Wesentlichen dazu verwendet, die Dialoge zwischen Krüger und Schmidt wiederzugeben.
Diese reichen von der Bestätigung der Erfahrungen Krügers mit der Finanzbranche bis zu politischen und sozialen Betrachtungen, die in dieser Ausführlichkeit etwas ausufernd erscheinen. Eine kompakte und strukturierte Zusammenfassung der daraus gewonnenen Erkenntnisse und Empfehlungen wäre hier zielführender gewesen. So ist der Leser darauf angewiesen, sich diese aus dem munteren Dialog mühsam herauszufiltern.
Damit löst das Buch auch nicht das Versprechen ein, den Lesern dabei zu helfen, dem durch die Banken, Versicherungen und Vermögensverwalter verursachten Rentenruin etwas entgegenzusetzen.
Auch der Bezug auf eher dubiose Quellen wie nachdenkseiten.de ist etwas befremdlich, wogegen die Vielzahl hervorragender Blogs zum Thema, wie etwa finanzwesir.de oder finanzrocker.de (mehr bspw. in der Blogroll von GeldZ.de), im Universum von Malte Krüger nicht vorzukommen scheinen. Dabei hätte er wahrscheinlich von diesen Experten mit deutlich weniger Aufwand mehr als ausreichende Hilfestellungen zu seiner Fragestellung erhalten können.
Oberflächliche Auseinandersetzung mit dem Thema Fintech
Etwas oberflächlich erscheint auch die Auseinandersetzung mit dem Thema Fintech. Die Autoren beschränken diese Kategorie im Wesentlichen auf die sogenannten Robo Advisors, die nach dem pauschalen Urteil von Schmidt “wegen der Verbreitung der Illusion, den Markt schlagen zu können” ein Geschäftsmodell verfolgten, welches auch nicht zum Vorteil des Kunden sei. Krüger findet dies anhand einer Stichprobe bei einem Fintech (Fairr.de) bestätigt und kommt zu dem Schluss, dass “die Digitalisierung nur ein Austausch des Verteilungskanals” sei.
Fazit
Das Buch macht deutlich, dass die in diesem Sittengemälde vorgestellte Branche nur deshalb so agieren kann, wie sie es tut, weil es einen eklatanten Mangel an finanzieller Bildung gibt. Dieser Umstand wurde schon oft beklagt, allein gelöst wurde und wird das Problem nicht, wie auch der Autor konstatiert. Selbstverständlich ist es auch eine Frage der Eigenverantwortung, sich um Finanzfragen zu kümmern. Trotzdem würde es helfen, wenn beispielsweise in den Schulen mehr zu Fragen von Wirtschaft und Finanzen vermittelt würde, oder wenn es eine aktive Förderung von privaten Geldanlagen in Wertpapiere gäbe, wie sie in vielen anderen Ländern schon lange und erfolgreich üblich sind.
Geeignet ist das Buch trotz einiger Schwächen für alle, die sich für die private Altersvorsorge interessieren und Orientierung in der Vielzahl der Angebote suchen. Auch die vielen Fondssparer, die durch zu hohe Kosten wertvolle Rendite einbüßen, können sich einen Überblick über Usancen der Branche machen und – hoffentlich – ihre Schlüsse ziehen.
Für die Recherche an seinem Buch hat Malte Krüger ein Stipendium der Günter-Wallraff-Stiftung erhalten.
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