ETF-Portfolios liegen im Trend; eine Kombination aus einem MSCI World ETF und einem MSCI Emerging Markets ETF wird vielfach als solide Mischung mit ausreichender Diversifizierung propagiert. Wer diesen oder ähnlichen Ratschlägen folgt, geht jedoch leider ein sehr hohes Risiko ein, ohne sich dessen bewusst zu sein.
Ein gut diversifiziertes Portfolio soll zwei Kriterien erfüllen. Zum Einen soll es eine solide und möglichst konstante Rendite liefern. Zum Zweiten soll es Kursstürze abfedern, so dass starke Markteinbrüche nicht gleich in einer finanziellen Katastrophe enden. Beide Kriterien zu erfüllen ist in der Praxis leider sehr schwierig; und die meisten ETF-Strategien leisten dies schlicht nicht.
Gemeinsam über die Klippe
Basierend auf den oft ähnlichen Empfehlungen und Online-Tutorials (wie z.B. bei homemade-finance oder bei der FAZ) haben wir haben uns ein global diversifiziertes Portfolio aus den folgenden ETF aufgebaut:
- DAX ETF (iShares, DE0005933931)
- Dow Jones Industrial Average ETF (iShares, DE0006289390)
- MSCI World UCITS ETF (iShares, IE00B4L5Y983)
- MSCI Emerging Markets UCITS ETF (iShares, IE00B0M63177)
Hiermit sind wir international aufgestellt, haben Europa, die USA, Schwellenländer und eine globale Komponente im Depot. Unser Portfolio ist international breit gestreut, wir sind zufrieden und zuversichtlich. Aber zu Recht?
Globalisierung als Risiko
Eine fundierte Analyse zeigt, dass sich die Kurse der für unser Portfolio ausgewählten ETF sehr ähnlich verhalten. Insbesondere die ETF-Klassiker MSCI World, MSCI Emerging Markets, DAX und Dow Jones zeigen in ihren historischen Kursverläufen eine starke Korrelation – sprich, sie steigen und fallen meist gemeinsam.
Die einzelnen ETF sind durchweg stark mit unserem Portfolio korreliert. Erst ein Wert unter 0,5 würde eine wirkliche Diversifizierung des Portfolios bedeuten. Quelle: Rentablo Depotanalyse.
Warum ist dies so? Wir vermuten den Ursprung in der Index-Zusammensetzung. Die großen und populären Indices bestehen meist aus international aufgestellten Großunternehmen. Diese haben entweder einen Großteil ihres Geschäfts in Europa, den USA und China, oder sie sind stark von dortigen Kapitalströmen abhängig. Zusätzlich stecken in allen Indices natürlich viele zyklische Unternehmen, die gleichermaßen von einem Konjunkturauf- oder -abschwung betroffen sind. Ein international aufgestelltes Großunternehmen wie z.B. BASF ist von einem Konjunktureinbruch in den USA, in Europa oder in China gleichermaßen betroffen.
Einfacher Mix aus Standard-ETF führt nicht zu einer Risikostreuung
Wir vergleichen nun Rendite und Risiko unseres “diversifizierten” Portfolios mit einem Portfolio, das nur aus dem iShares Dow Jones Industrial Average (DE0006289390) besteht.
Rendite und Risiko für unser diversifiziertes Portfolio:
Gegenseitige Abhängigkeiten (Korrelation) und historisches Risiko eines international aufgestellten ETF-Portfolios. Quelle: Rentablo Depotanalyse.
Rendite und Risiko für das “Dow Jones”-Portfolio:
Historisches Risiko eines ETF-Portfolios, das nur aus dem iShares Dow Jones Industrial Average besteht. Die gegenseitige Abhängigkeit ist in diesem Fall 1, da wir nur ein Papier im Portfolio haben. Quelle: Rentablo Depotanalyse.
Wir sehen: das diversifizierte Portfolio zeigt keinerlei Verbesserung beim historischen Risiko, und auch die gegenseitige Abhängigkeit der einzelnen ETF ist sehr hoch. Unsere ETF-Strategie hat uns also leider keinerlei Risikostreuung gebracht.
Hinzufügen eines Gold-ETF senkt die gegenseitige Abhängigkeit drastisch
Wir haben nun gelernt, dass die häufig propagierten “simplen” Strategien nicht zielführend sind. Wir machen uns also gezielt auf die Suche nach einem ETF, der sich antikorreliert (gegensätzlich) zu unserem Portfolio verhält. Fündig werden wir beim Van Eck Gold Miners ETF (US92189F1066). Eine Aufnahme dieses ETF ins Portfolio führt sofort zu einer drastischen Reduktion der gegenseitigen Abhängigkeiten und sollte unser Portfolio somit “krisenfester” machen.
Anleihen im Portfolio
Nun könnte man anführen, dass ja meist auch empfohlen wird, ca. 30% des Portfolios in Anleihen zu halten; und dass dies schon genug Risikoabsicherung wäre.
Hierbei sollte man jedoch bedenken, dass die Rendite des Portfolios im Normalfall aus dem Aktienanteil kommt (und Anleihekurse insbesondere bei fallenden Zinsen haussieren). Eine gute Langzeit-Rendite steht und fällt aber mit einer guten Diversifizierung und der Fähigkeit des Portfolios, auch in schwachen Zeiten zumindest das Vermögen zu erhalten. Ist der Aktienanteil erst einmal um 30, 40% gefallen, so ist es sehr schwer dies mittelfristig wieder aufzuholen. Dass solche Einbrüche durchaus realistisch sind und die nachfolgende Erholung locker 10 Jahre dauern kann, zeigen wir in unserem Jahresausblick 2019.
Risikofaktor Anleihen
Gerne übersehen wird auch, dass wir aktuell nicht in wirtschaftlich normalen Zeiten leben. Tatsächlich sehen wir Anleihen aktuell als eine der riskanteren Anlageformen an. Sollten die Zinsen wieder steigen, so dürften viele Anleihen starke Kursverluste verbuchen. Speziell bei einer Anleiherendite von 1% muss ein Zinsanstieg auf nur 2% zu starken Kursabschlägen führen.
Sollte auf der anderen Seite die Konjunktur stark einbrechen, so fehlen die geldpolitischen Steuerungsmöglichkeiten. Firmen- und Staatspleiten werden die Folge sein und mithin der Ausfall vieler aktuell als “krisensicher” geltenden Anleihen.
Der Wert von Anleiheportfolios steigt bei fallenden Zinsen und fällt bei steigenden Zinsen. Leider fallen i.d.R. auch Aktienportfolios bei steigenden Zinsen, da diese die Kapitalkosten erhöhen und somit die Unternehmensgewinne schmälern. Quelle: justETF.
Was also tun?
Wer sich ein langfristig stabiles ETF-Portfolio zusammenstellen möchte, der sollte sich nicht auf “einfache” Ratschläge verlassen. Stattdessen sollten Anleger darauf achten, ihr ETF-Portfolio so zusammenzustellen, dass sich Abhängigkeiten im Portfolio ausgleichen. Dies kann durch eine Streuung über Branchen, das Einbeziehen von Edelmetall-ETF, oder auch das hinzufügen einer aktiv gemanagten Komponente mit guter Hedging-Strategie erfolgen.
In jedem Fall sollten Anleger frei verfügbare Werkzeuge wie die Rentablo Depotanalyse oder Musterportfolios des EXtra-Magazin oder von justETF verwenden, um nicht unbeabsichtigt hohe Risiken durch eine falsche Fondsauswahl einzugehen.
Picture by Flickr-User Paul Hudson under CC-License 2.0
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