mobike und OFO – Bikesharing der Superlative

OFO und mobike

OFO und mobike? Schon gehört? Die beiden chinesischen Startups OFO und mobike haben jeweils über eine Milliarde USD an Venture-Kapital eingesammelt. Was macht dieses Geschäftsmodell so interessant für Investoren?

Der letze Besuch bei meiner Familie in Nanjing ist ca. 1 Jahr her. Damals fuhren die meisten Chinesen noch mit dem eigenen Fahrrad zur Arbeit oder S-Bahn. Und heute? Sieht man kaum noch eigene Fahrräder. Fast jeder der 6 Millionen Einwohner Nanjings nutzt eines der praktisch überall vorhandenen Leihräder von OFO oder mobike.

mobike ist aktuell in mehr als 165 Städten aktive, OFO in 50 chinesischen und einigen internationalen Städten. Jede der Firmen hat aktuell bereits weit über 100 Millionen Kunden. Da die Firmen sehr schnell wachsen, sind die Zahlen fast schon wieder alt wenn man sie aufschreibt. Aktuellere Zahlen der nicht sehr kommunikativen Startups habe ich hier gefunden:
mobike: https://expandedramblings.com/index.php/mobike-statistics-facts/

Wie funktioniert es?

Man scannt den Code, das Schloss geht auf – und ab die Post. Keine Angst mehr vor dem zuvor immer drohenden Fahrraddiebstahl. Kein lästiges Suchen nach einem sicheren Platz zum anschließen. Und vor allem, immer ein Fahrrad wenn man es braucht. Bezahlt wird (wie überall in China) natürlich direkt per Smartphone, auf Wunsch entweder pro Fahrt, oder in einem Abomodell.

Schloss ofo

Einfach den Code scannen und losfahren.

Welchen Standard haben die Fahrräder?

Angeboten wird ein “Minimalfahrrad”, ohne Licht, Gangschaltung oder sonstigen Schnickschnack. Für die gut beleuchteten und meist ebenen chinesischen Großstädte reicht dies vollkommen. Hervorzuheben ist hierbei das genial einfache Design der Fahrräder. Mobike hat seine Fahrräder selbst entwickelt und für die Anforderungen des Bikesharing optimiert. Sie verfügen über einen robusten Alu-Rahmen, unplattbare 26-Zoll-Vollgummi-Räder auf robusten Fünf-Speichen-Felgen, einen höhenverstellbaren Sattel und einen Korb über dem Vorderrad. Der kettenlose Antrieb erfolgt mit einer Welle.

Einfach zu nutzen wird der Service durch das “intelligente” Schloss, das Mobilfunk- und GPS-fähig ist. Es wird über eine App, die auch zur Buchung der Fahrt dient, entriegelt. Dazu scannt der Nutzer einen QR-Code am Schloss oder Lenker und erhält entweder einen Code oder das Schloss öffnet sich direkt per Mobilfunk. Abgerechnet wird natürlich über Alipay oder WeChat. Die App kann auch die Position von Fahrrädern anzeigen – in China aber meist nicht notwendig, da sie ohnehin überall stehen.

Anhand der Evolution der Fahrräder lässt sich die hohe Innovationskraft und Professionalität der neuen chinesischen Player erkennen. Ähnelten die “frühen” Modelle (in 2016) noch stark einem herkömmlichen Fahrrad, so ist das aktuelle Design minimalistisch, unkapputbar und günstig. Oder in anderen Worten: einfach genial auf das Wesentliche reduziert.

Fahrrad von MoBike

Fahrrad von mobike. Beim Design wurde auf einfache Montage und Robustheit geachtet.

Wird der Service angenommen?

Ja – und wie! Faszinierend ist, wie schnell sich der Service durchgesetzt hat. Man stelle sich so etwas einmal innerhalb von nur 12 Monaten in Deutschland vor. Allerdings ist das Geschäftsmodell auch prädestiniert für China mit seiner hohen Bevölkerungsdichte. Hier macht es Sinn, Fahrräder einfach fast überall zu platzieren. Unterstützt wird dies durch die niedrigen Gehälter im Dienstleistungssektor, die Wartung und Transport der Fahrräder sehr günstig machen.

Durch die extrem große Marktmacht wachsen hier innerhalb weniger Jahre zwei globale Champions heran, die vermutlich Schritt für Schritt in weitere Branchen der Share-Economy expandieren werden. Das erklärt auch die hohe Bewertung und die großen Finanzierungsrunden.

Ist das Geschäftsmodell übertragbar?

mobike und OFO sind bereits in vielen Städten außerhalb Chinas aktiv. Mobike ist soeben mit 700 Fahrrädern in Berlin an den Start gegangen. Auf Europa ist das Geschäftsmodell aufgrund der genannten Vorteile des chinesischen Marktes meiner Meinung nach allerdings nicht ohne Weiteres übertragbar. Für andere Märkte wie z.B. Indien oder Südost-Asien sehe ich aber durchaus großes Potential.

Ist das Geschäftsmodell profitabel?

Aktuell scheint ein heftiger Preiskampf um die Marktführerschaft zu herrschen. So haben wir direkt Gutscheine für 2 Monate gratis bekommen. Auch der Preis von 1 RMB pro Stunde ist sehr niedrig. Nachdem sich wenige Player durchgesetzt haben, ist hier mit steigenden Preisen zu rechnen. Erst dann wird der Fokus vermutlich auch stärker auf Profitabilität gerichtet werden.

Kann ich in diese Firmen investieren?

Beide Firmen sind bisher über Venture-Kapital finanziert und an keiner Börse gelistet. Investiert werden kann nur indirekt über beteiligte Firmen wie z.B. Tencent, Ctrip.com, Sequoia Capital und Hillhouse Capital.

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