Nachhaltige Geldanlagen: Beliebt, aber nur wenig verstanden

Immer mehr Anleger interessieren sich für nachhaltige Geldanlagen, die neben finanzieller Rentabilität auch Umwelt- und Sozialaspekte berücksichtigen. Das Anlagevolumen von nachhaltigen Investmentfonds hat sich in Deutschland von 2019 bis 2021 mehr als verdoppelt und betrug im Jahr 2021 409 Milliarden Euro (Quelle: Umweltbundesamt).

Aber was bedeutet nachhaltige Geldanlage eigentlich? Das sollte doch klar sein, denn seit August 2022 muss in der Anlageberatung ausdrücklich nach den Nachhaltigkeitspräferenzen des Anlegers gefragt werden. Es gibt aber eine große Diskrepanz, was der Gesetzgeber darunter versteht und was der Verbraucher als nachhaltig ansieht. Das ergab eine repräsentative Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im Auftrag von Rentablo.

Die wichtigsten Ergebnisse der Studie

  • Vor allem Junge haben eher vage Vorstellungen: In der Altersgruppe 25-29 Jahre sind “Eine Chance, mit meinem Geld etwas Gutes zu tun” und “Geldanlage, die auf Stabilität und Langfristigkeit setzt” die am häufigsten gewählten Antworten, beide mit 30 %.
  • Männer haben es mehr mit Technik: Männer tendieren eher dazu, “Investitionen in umweltfreundliche Technologien” zu wählen (34,2%) im Vergleich zu Frauen (26,4%).
  • Die Kürzel rund um Nachhaltigkeit kennt fast niemand: Die Kenntnis von Kürzeln wie SDG, ESG oder SRI war mit nur 4,6% die am wenigsten gewählte Option.
  • Ein Viertel der Bevölkerung hat andere Sorgen: Jeder 4. (27,4%) gab an, gar kein Geld für Geldanlagen zu haben.

Gibt es eine offizielle Definition von Nachhaltigkeit und nachhaltigen Geldanlagen?

Nein, aber man kann sich an den Nachhaltigkeitszielen der UN orientieren, 2015 wurden auf dem Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung von der Generalversammlung der Vereinten Nationen (UN) 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung verabschiedet. Dazu gehören unter anderem:

  • Armut beenden
  • Ernährung sichern
  • Gesundes Leben für alle
  • Bildung für alle
  • Gleichstellung der Geschlechter

Die Nachhaltigkeit in diesem Sinne geht also weit über die Umwelt hinaus. Sie umfasst ebenso Soziales und Ethik. Ein Unternehmen, das neue Möglichkeiten bei der Ernährung schafft (z.B. Laborfleisch) könne demnach als eine nachhaltige Geldanlage gesehen werden.

Was versteht der Gesetzgeber unter Nachhaltigkeit und nachhaltigen Geldanlagen?

Der Gesetzgeber ist im Hinblick auf Nachhaltigkeit meist unmittelbar die EU. Die Finanzaufsicht Bafin hat das für nachhaltige Geldanlagen wie folgt beschrieben (Achtung, schwere Kost):

Die Nachhaltigkeitspräferenzen werden in drei Kategorien unterteilt:

  1. In ökologisch nachhaltige Investitionen im Sinne der Taxonomie-Verordnung (Verordnung (EU) 2020/852),
  2. in nachhaltige Investitionen im Sinne der Offenlegungs-Verordnung (Verordnung (EU) 2019/2088),
  3. und danach, ob bei einem Finanzinstrument die wichtigsten nachteiligen Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit berücksichtigt werden sollen. Damit werden Finanzinstrumente ausgeschlossen, die bestimmte negative Auswirkungen (Principal Adverse Impact Indicators – PAIs) auf die Nachhaltigkeit haben, wie Menschenrechtsverletzungen und die Emission von Treibhausgasen.

Alles klar soweit? Gut zu wissen: Bei der “Taxonomie-Verordnung” geht es bislang nur um Umweltziele. Atomkraft gilt als nachhaltig. Nach der “Offenlegungs-Verordnung” gibt es eine Kategorisierung nach grauen, hellgrünen und dunkegrünen Fonds, die der Anbieter selber festlegt. Mit PAIs sind die 14 Ausschlusskriterien im Sinne der “EU Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR)” gemeint.

Und was versteht der Verbraucher unter Nachhaltigkeit und nachhaltigen Geldanlagen?

Laut der Rentablo-Studie sehen die Verbraucher meist Umwelt-Aspekte als nachhaltig an, obwohl das nur ein Ausschnitt von Nachhaltigkeitszielen ist, jedenfalls wenn man die UN-Nachhaltigkeitsziele zu Grunde legt. Es zeigt sich außerdem, dass die Vorstellungen viel Raum für reichlich Interpretation lassen (“etwas Gutes tun”, “positiver Einfluss…”). Mancher Rüstungshersteller könnte auf die Idee kommen, sich nachhaltig zu bezeichnen, weil mit seinen Waffen sich die Ukraine verteidigt.

Hier die wichtigsten Aussagen in der Übersicht:

Was ist für Sie nachhaltige Geldanlage? Top 10 in %
1 Investitionen in umweltfreundliche Technologien 30,3
2 Vermeidung von Investitionen in umweltschädliche Branchen 24,7
3 Unterstützung von grünen Start-ups und innovativen Technologien 20,4
4 Geldanlage, die auf Stabilität und Langfristigkeit setzt statt auf schnelle Gewinne 19,6
5 Eine Chance, mit meinem Geld etwas Gutes zu tun 17,9
6 Eine Möglichkeit, positiven Einfluss auf die Gesellschaft zu nehmen 14,8
7 Ein Marketing-Trick der Banken, um Kunden anzulocken 13,8
8 Eine Geldanlage basierend auf den Nachhaltigkeitszielen der UN 14,4
9 Finanzielle Unterstützung von Unternehmen, die soziale Gerechtigkeit fördern 11,9
10 Ein besonders langfristiger Sparplan 11,8

Repräsentative GfK Umfrage, 14.09.2023 und 17.09.2023, 1004 Befragte ab 18 Jahre, Mehrfachnennung möglich.

Unser Fazit zu nachhaltigen Geldanlagen

Es gibt nicht die eine Nachhaltigkeit. Die Vorstellungen darüber sind verschieden (sowohl bei Verbrauchern als auch in der Politik), das “Nachhaltigkeits-Latein” trägt zur Verunsicherung bei. Wer sich nachhaltig investieren will, muss letztlich seine eigenen Regeln definieren und danach handeln.

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